Jetzt hat’s mich erwischt, aber im positiven Sinne! Ein „Award“ von Bloggern für Blogger. Und das, obwohl ich jeden Kettenbrief immer links liegen gelassen habe. Ich meine die, die früher noch mit der „normalen“ Post kamen. Ganz analog, meist handgeschrieben und nicht durch Outlook und Konsorten zugestellt, sondern vom Postmann. Der, der dreimal klingelt
Da fällt mir doch glatt eine Geschichte ein: wie ihr wisst, habe ich früher in Wien gewohnt. Und Wien kann ja auch eine sehr schöne Stadt sein, aber der Wiener Grantler ist doch tatsächlich allgegenwärtig. Nicht so unser damaliger Paketbote. Der kam prinzipiell ganz, ganz früh. So früh, dass ich meist, obwohl ich auch in die Arbeit musste, gerade erst am Aufstehen war.
Und dieser Paketbote war ein wirklich fröhlicher Mensch, zu fröhlich für mich am Morgen. Denn ich bin am Morgen eher der Wiener Grantler. Böse Zungen sagen mir nach, dass ich beiße, wenn ich noch keinen Kaffee hatte. Dass ist natürlich übelste Verleumdung! Aber ich gebe immerhin zu, dass ich vor dem ersten Kaffee noch nicht sehr gesprächig bin.
Außerdem war der gutgelaunte, nette und hilfreiche Briefträger für mich jahrelang nur ein Mythos. Ich kann mich sogar an eine Briefträgerin erinnern, welche uns jahrelang die Post zugestellt hat, die mich (und auch die Nachbarn – es lag also nicht an mir-) nie, niemals nie zurückgegrüßt hat, wenn ich ihr zufällig des morgens über den Weg lief. Ein schokoladiger Weihnachtsgruß für sie als Überraschung im Briefkasten hat auch nicht geholfen. Nun denn, nach ein paar Jahren findet man sich damit ab.
Zurück zum Paketboten. Ihr kennt nun die Ausgangssituation: ich, früh morgens, ohne Kaffee, gerade erst aus dem Bett gefallen, mit der jahrelangen Erfahrung des mürrischen Briefträgers. Besonders hübsch fühle ich mich auch nie in der Früh (aber wer tut das schon!), denn meine Haare sehen nach dem Schlafen prinzipiell so aus als hätte eine Krähe drinnen genistet. Dementsprechend glücklich bin ich also, wenn ich unter diesen Rahmenumständen in der Früh die Tür öffnen muss
Und dann kommt es: da steht ein wirklich gutgelaunter Mensch vor der Tür und flötet (ja, wirklich, er hat geflötet) einem gleich einmal „einen WUNDERschönen GUTEN Morgen !!!!!!!!“ ins Gesicht (man kann Rufzeichen wirklich aussprechen, dass habe ich damals gelernt). Schock! Schreck lass nach! Vor lauter Schreck wollte ich doch gleich die Tür wieder zuknallen.
Er hat die Zeichen richtig erkannt und drückt mir schnell das riesige Paket in die Hand, Flucht also ausgeschlossen. Der erste Schreck lässt auch langsam nach. Dann textet er mich zu, über das wunderschöne Wetter da draußen, die Sonne, den Frühling, usw. und schiebt mir unauffällig sein Unterschriftendingsda unter die Nase, damit ich noch den Empfang bestätigen kann. Nach der Unterschrift schaffe ich doch noch ein „Guten Morgen“ und dass ich ohne Kaffee noch kein Mensch bin. Seiner Fröhlichkeit tut das keinen Abbruch und er wünscht mir noch einen „Guten Kaffee !!!“ und zieht eine Tür weiter zum Nachbarn. Durch die geschlossene Tür konnte ich dann nochmals einen „WUNDERschönen GUTEN Morgen !!!!!!“ flöten hören. HA! Jetzt hat es auch den Nachbarn erwischt!
Das war unsere erste Begegnung. Es folgten noch viele. Denn aus irgendeinem Grund bekam ich damals viele, sehr viele Pakete (das hat er sicher absichtlich gemacht, sozusagen eine Schocktherapie am laufenden Band). Beim nächsten Mal folgte nach dem „WUNDERschönen GUTEN Morgen!!!!!“ auch gleich die Frage „Schon einen Kaffee getrunken?!“, welche mir wirklich jedes mal ein Schmunzeln entlockte. Und falls ihr euch diese Frage auch stellt: Ja! Ich hatte von diesem Tag an mein Kaffeehäferl meist schon in der Hand! Und wenn er ganz gut gelaunt war (wer hätte je gedacht, dass es da noch eine Steigerungsmöglichkeit gibt), dann hat er auch tatsächlich dreimal geklingelt. So als kleine Randnotiz.
Auch wenn ich jetzt wieder eine sehr freundliche Briefträgerin habe, welche mich sogar anruft, wenn mal ich nicht da bin und mir nach Absprache dann sogar das Paket über den Zaun „wirft“, so vermisse ich doch meinen alten Briefträger/Paketboten. Keiner kann so schön „GUTEN Morgen !!!!!“ flöten wie er!
Also, kommen wir vom Briefträger wieder zurück zum Award. Den habe ich von der lieben Natali (von Kochen, Kunst & Ketchup) bekommen. Für sie breche ich sogar mein jahrelanges „Kettenbrief-Embargo“ und beantworte brav die Fragen. Und reiche den Award sogar weiter dann könnt auch ihr über eure persönliche Kettenbrief/Award/etc.-Einstellung schreiben oder über euren Briefträger. Wie auch immer ihr wollt…
Aber weil das alles schon eine viel zu lange Geschichte war und Kurzfassen für mich ein Fremdwort ist, bekommen die Fragen mit Antworten in epischer Länge eine eigene Kitchen Story – zu dieser geht es hier entlang!
Und da Belohnung bekanntlich sein muss, gibt es diesen in Form eines Schmarrens. Nämlich eines Kaiserschmarrens, welcher aber echt kein Schmarrn ist, sondern ganz wunderbar! Verwirrt?! Auf zum Glossar (den habt ihr im übrigen auch der lieben Natali zu verdanken)!
Um die Entstehung des Kaiserschmarrens und wie dieser zu seinem royalen Titel kam ranken sich viele Legenden.
Meine bevorzugte ist die des unglücklichen Hofkochs. So soll es sich begeben haben, dass dieser für die notorisch linienbewusste Kaiserin Elisabeth ein besonders leichtes Dessert kreieren wollte, diese aber seine neue Komposition aus Omelettenteig und Zwetschkenröster verweigerte. Und so soll seine Majestät in die Bresche gesprungen sein und die Portion der Kaiserin mit den Worten “Na geb’ er mir halt den Schmarren her, den unser Leopold da wieder z’sammkocht hat” aufgegessen haben.
Wirklich feiner Kaiserschmarren
{2 Portionen}
4 Eiklar
4 Dotter
3 EL Feinkristallzucker
120 Mehl glatt
¼ l Milch
Vanilleextrakt oder 1 EL Vanillezucker
1 Prise Salz
1 EL Butter zum Ausbacken
40 g Rumrosinen
Staubzucker zum Bestreuen
1. Backrohr auf 200°C vorheizen und die Milch mit Dotter, Vanilleextrakt (ein paar Tropfen reichen schon, oder ihr nehmt eben guten Vanillezucker, aber bloß kein Vanillin) und Mehl glattrühren.
2. Eiklar mit dem Kristallzucker und einer Prise Salz zu festem Schnee schlagen und danach vorsichtig unter den Teig (am besten mit einem Gummihund/Teigschaber) mischen.
3. Eine flache Pfanne (sie sollte ausreichend groß sein) erhitzen und die Butter darin schmelzen lassen.
4. Die ganze Masse in die Pfanne laufen lassen und mit den Rumrosinen bestreuen. Auf mittlerer Hitze ein paar Minuten anbacken lassen. Aufpassen, dass das Ganze nicht anbrennt! Danach im vorgeheizten Backrohr für ca. 15 Minuten braun backen lassen.
5. Die Pfanne herausnehmen und den Kaiserschmarren mit einer Gabel in Stücke reißen. Wer will, kann das Ganze jetzt noch mit etwas Feinkristallzucker bestreuen (nicht zu viel) und kurz im Backrohr karamellisieren lassen.
Vor dem Servieren mit Staubzucker bestreuen und am besten einen Zwetschkenröster dazu reichen!
The post Da muss ich wohl ein paar Fragen beantworten…. und weshalb ich gutgelaunte Briefträger jahrelang für einen Mythos hielt, was eigentlich ein Schmarrn ist! Deshalb gibt es auch noch Kaiserschmarren… appeared first on Kitchen Stories.